Sie gelten als fröhlich, gutmütig und intelligent. Zugegebenermaßen, Delfine sind eine besonderer Spezies, die den Menschen seit Jahrtausenden fasziniert. Delfine gehören in der Tat zu den intelligentesten Tieren auf unserem Planeten. Sie kommunizieren miteinander über ihr Echolot. Delfine verstehen Emotionen, sie erleben Gefühle wie Zuneigung oder Angst und sie sind in der Lage, ihr eigenes Spiegelbild zu erkennen. Wenn einer ihrer Gefährten oder eines ihrer Familienmitglieder stirbt, können Delfine großen Schmerz empfinden. Delfine sind in vieler Hinsicht dem Menschen ähnlich und kümmern sich um ihre Nachkommen (ihre Kälber) genau, wie wir uns um unsere Kinder kümmern. Delfine leben gewöhnlich in Gemeinschaften und sie agieren in Gruppen, um sich vor Räubern besser zu schützen. Besonders sogenannte ‘einsame Delfine’ suchen immer wieder den Kontakt zum Menschen und in der Geschichte und Gegenwart mangelt es nicht an Erzählungen und Berichten von Delfinen, die ihre menschlichen Verwandten vor dem Ertrinken gerettet haben. In den Weltmeeren tummeln sich über 40 verschiedene Delfinarten, einige davon haben sich an den Lebensraum Süßwasser angepasst und sind in großen Flüssen Südamerikas und Asiens zu finden.
Delfine zeigen ein komplexes Sozialverhalten
Delfine sind äußerst soziale Säugetiere und sie formen enge Beziehungen zu ihren Artgenossen und manchmal sogar zu anderen Delfinarten. Eigenschaften wie Mitgefühl, Kooperationsfähigkeit und uneigennütziges Verhalten werden bei den Delfinen beobachtet. Delfine sind sich ihrer selbst bewusst und sie haben distinkte, unverwechselbare Persönlichkeiten. Sie haben oft engen Körperkontakt mit anderen Delfinen und reiben, streicheln oder schlagen sich auch untereinander. Die Beziehungen unter Delfinen sind dauerhaft und sie rufen sich gegenseitig beim Namen. Ihre ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit bildet den Grundstein für ihr komplexes Sozialverhalten und innerhalb ihrer Verbände kommunizieren sie überwiegend mit Pfeiftönen. Um die Hierarchie innerhalb ihrer Gruppe festzulegen raufen und beißen sich Delfine aber auch.
Obwohl die Delfine jahrzehntelange Freundschaften pflegen, wechseln sie auch in andere, benachbarte Delfingruppen, die sogenannten Pods. Nach der Geburt etwa kann ein Delfinkalb 6 bis 8 Jahre in derselben Gruppe wie seine Mutter verbleiben und sich dann einer ‘Jugendclique’ anschließen. Junge, männliche Delfine schließen sich oft in solchen Gruppen zusammen, während weibliche Delfine sich in ‘Kindergartengruppen’ um ihr Junges kümmern oder es in der eigenen Familie großziehen. Delfine kümmern sich um verwaiste Kälber, die nicht zur eigenen Familie gehören. Delfine widmen sich auch ausgeprägten Spielen, sie jagen sich gegenseitig oder schleudern ein Bündel Seegras hin und her. Diese Ähnlichkeiten zum menschlichen Sozialverhalten könnten erklären, warum Delfine manchmal den Kontakt zum Menschen suchen.
Eine hochentwickelte Spezies
Fossilienfunde belegen, dass es den Delfin seit über 50 Millionen Jahren gibt und in diesem Zeitraum hat sich das Gehirn des Delfins dramatisch vergrößert. Gleichzeitig schrumpften ihre Körper, ihre Zähne verkürzten sich und sie entwickelten das Vermögen, im Hochfrequenzbereich zu hören. Das limbische System im Gehirn der Delfine erzeugt Gefühle und Emotionen, genau wie beim Menschen auch. Bei den meisten Wirbeltieren entwickelte sich diese Hirnregion sehr früh und blieb dann unverändert, während sich bei den Delfinen das limbische System noch sehr viel weiter entwickelte.
Gerüche sind unter Wasser nicht wahrnehmbar, daher bildete sich bei Delfinen der Hippocampus, also die Hirnregion, die den Geruchssinn steuert, zurück. Ihr limbisches System aber wurde immer größer und war so mit Nerven vollgepackt, dass sich ein zusätzlicher Hirnlappen bildete.
In diesem Bereich verfügen Delfine über einen Überfluss an grauer Hirnmasse, die bei keinem anderen Säugetier zu finden ist und welche die Delfine so besonders feinfühlig zu machen scheint. Ihre großen, einzigartigen Gehirne lassen vermuten, dass die sich darin sehr komplexe Vorgänge abspielen, wenn sie Gefühle und Emotionen verarbeiten. Vermutlich identifizieren sich die Tiere extrem stark miteinander, sodass man schon fast von einem ‘kollektiven Bewusstsein’ der Delfine ausgehen kann.
Andererseits könnte das Verhalten der Delfine auch auf eine höher entwickelte Stufe der sozialen Intelligenz hinweisen – die fortgeschrittener ist als die soziale Intelligenz des Menschen.
Delfine verfügen auch über außergewöhnliche Fähigkeiten zur Wundheilung. Auch wenn ein Delfin schwer verwundet wurde, verblutet er in der Regel nicht. Durch einen Tauchmechanismus wird die Blutzufuhr zu weniger wichtigen Körperteilen abgeschnitten, während das Blut an der Wunde verklumpt. Während des Heilungsprozesses zeigen die Wunden keine Anzeichen von Infektionen und Forscher haben herausgefunden, dass die Haut und das Fettgewebe von Delfinen antibakterielle Substanzen enthalten, die Infektionen an offenen Wunden verhindern. Delfine liefern auch keine Anzeichen dafür, dass sie Schmerz empfinden und sie ernähren sich weiterhin normal, wenn sie ernsthaft verwundet wurden. In wenigen Wochen können Delfine fehlendes Gewebe ersetzen, ohne dass sich ihre Haut dabei merkbar verformt. Möglicherweise verdanken sie diese Regenerationsfähigkeit bestimmter Stammzellen, ganz so wie bei einigen Reptilien, die ihre Körperteile nachwachsen lassen können.
Flipper & Co
Unzählige Berichte und Begegnungen bezeugen, dass Delfine eine Sympathie für den Menschen hegen. Die spezielle Verbundenheit zwischen Mensch und Delfin scheint auf einer gegenseitigen Zuneigung zu beruhen. Wildlebende Delfine haben Schwimmer und Schiffbrüchige immer wieder vor dem Ertrinken gerettet, ein Verhalten, das für ein Wildtier schlichtweg außerordentlich ist. Dennoch, Delfine bleiben Wildtiere und die Fälle, in denen Delfine und auch die besonders zutraulichen ‘einsamen Delfine’ Menschen verletzt oder angegriffen haben sollten dem Menschen in Erinnerung rufen, dass nicht alle Begegnungen mit Delfinen wie im Spielfilm verlaufen. Darüber hinaus gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Delfine immer gewillt sind, einem Ertrinkenden unter die Arme zu greifen oder Menschen vor Haiangriffen zu bewahren.
Die allermeisten Delfine in der freien Natur haben keine besondere Beziehung zum Menschen. Die einzigen Begegnungen, die der Gewöhnliche Delfin, der Streifendelfin, der Fraser-Delfin, der Commerson-Delfin und der Kurzschnauzen-Spinner-Delfin – und diese stellen in der Tat die Mehrzahl unter den über 40 Delfinarten – mit dem Menschen haben, bestehen daraus, wenn sie an den Bugwellen eines Schiffes entlangziehen oder versehentlich mit Fischernetzen gefangen werden. Bei den besonders liebenswürdigen Begegnungen handelt es sich fast immer um den Großen Tümmler oder den Atlantischen Fleckendelfin, die in flachen Gewässern, das heißt in Menschennähe, leben. Man kann also nicht sagen, dass die Delfine als übergeordnete Gruppe eine besondere Affinität zum Menschen pflegen, denn die meisten Delfine kommen nur sehr selten mit dem Menschen in Berührung. Für Fischer stellten Delfine außerdem eine echte Konkurrenz da, sie wurden folglich oft gnadenlos eliminiert. Erst in den 1950er Jahren kamen die Wildtiere dem Menschen auf vertrauliche Art näher, als Delfinarien vor allem in den USA in Mode kamen (das erste wurde 1938 in Florida errichtet). Die Begeisterung der Öffentlichkeit für die Delfinshows in Salzwasserpools veranlasste ein paar eifrige Filmproduzenten dazu, die Fernsehserie ‘Flipper’ ins Leben zu rufen, ein riesiger Erfolg, trotz wissenschaftlicher Ungereimtheiten. Damit begann also die Verklärung dieses, zurecht, faszinierenden Meeressäugers.