Es existieren heute etwa 90 lebende Arten von Walen und Delfinen. Die beiden Meeressäugetiere weisen unterschiedliche physiologische Merkmale auf, Wale sind meistens größer als Delfine und fühlen sich in einer breiteren Spannweite an Wassertemperaturen wohl. Die Intelligenz von Delfinen wird in unserer Kultur gerne hervorgehoben, jüngste Studien haben aber gezeigt, dass Wale genauso intelligent wie ihre kleineren Verwandten sind. Die außerordentliche Intelligenz dieser Meeressäuger hat außerdem Forderungen laut werden lassen, ihnen die gleichen Rechte wie dem Menschen einzuräumen.
Physiologische Merkmale von Walen und Delfinen
Wale und Delfinen besitzen einige gemeinsame Merkmale, die sie den Säugetieren zuordnen. Dazu gehören warmes Blut, Haarwuchs und Lungenatmung. Sie gebären ihre Nachkommen lebend und säugen ihre Jungen. Der Körperbau von Walen und Delfinen ähnelt den stromlinienförmigen Körpern von Fischen wie dem Hai. Beide verfügen über Flossen, darunter die Rückenflosse (Finne) und die Schwanzflosse, welche der schnellen Fortbewegung im Wasser dient. Viele Arten von Walen und Delfinen lassen sich anhand ihrer charakteristischen Finne leicht identifizieren.
Lungenatmung
Wale und Delfine atmen nicht wie andere Tiere. Aufgrund ihres Lebensraums, dem Ozean, erfolgt die Atmung bei den Zetazeen bewusst, das heißt sie entscheiden sich bewusst dazu, ein und auszuatmen. Im Gegensatz zu Haien, die sich ununterbrochen fortbewegen müssen, um Sauerstoff aus dem Wasser aufzunehmen, können Wale und Delfine bewegungslos im Wasser verweilen, um beispielsweise zu schlafen. Allerdings sind ihre Ruheperioden nur sehr kurz und sie müssen regelmäßig zum Atmen an die Wasseroberfläche auftauchen. Anders als der Mensch können Wale und Delfine einen hohen CO2-Gehalt in ihrem Blut tolerieren, bis ihr Atemreflex eintritt. Schwimmende Delfine atmen 8 bis 12 mal pro Minute, wenn sie sich ausruhen atmen sie etwa 3 bis 7 mal pro Minute. Zetazeen verfügen über ein großes Lungenvolumen das ihnen erlaubt, für lange Zeit unter Wasser zu tauchen. Alle Delfine und Zahnwale verfügen über ein einziges Atemloch, während Bartenwale, also Wale, die sich von Plankton ernähren, über zwei Atemlöcher verfügen.
Atmung und Schlaf
Wale und Delfine halten eine Art Dämmerschlaf. Ihr Gehirn ist zur Hälfte weiterhin aktiv, wenn sie schlafen und behält Gefahren wie Räuber oder Hindernisse im Blick. Der Dämmerschlaf erlaubt es den Zetazeen ebenfalls, aufzutauchen und zu atmen. Nach etwa zwei Stunden wechseln sich die Hirnhälften ab und ermöglichen so eine umfassende Regeneration.
Größe
Wale können zwischen 3 und 33 Metern groß werden, Delfine sind zwischen 1,20 Meter und 10 Meter groß. Einige Klassifizierungssysteme ordnen alle Delfinarten, die über 2,80 Meter groß sind, den Walen zu. Aus diesem Grund gibt es sechs Walarten, die biologisch gesehen zu den Delfinen gehören (Breitschnabeldelfin, Killerwal/Schwertwal, Zwergkillerwal, Kleiner Schwertwal, Langflossen-Grindwal und Kurzflossen-Grindwal).
Der Blauwal ist die größte lebende Tierart und das Gewicht eines Blauwals entspricht in etwa dem Gewicht von 24 Elefanten. Entwicklungsgeschichtlich wird angenommen, dass vor etwa 3 Millionen Jahren in den Ozeanen extrem günstige ökologische Bedingungen herrschten und sich kleinere Bartenwale dank eines Überangebots an Nahrung zu wesentlich größeren Spezies entwickelten.
Zähne oder Barten
Wale werden aufgrund ihrer Bezahnung in zwei verschiedene Kategorien unterteilt. Bartenwale stellen die größer gewachsene Gruppe der Wale dar und zu ihnen gehört auch der Blauwal. Bartenwale haben anstelle von Zähnen gefranste Hornplatten, die aus dem Oberkiefer wachsen. Mithilfe der fransenartigen Struktur ihrer Zähne filtern Bartenwale große Wassermassen, um Plankton und kleine Meerestiere zu fangen.
Die zweite Kategorie der Wale hat richtige Zähne und zu dieser Kategorie zählen unter anderem auch Delfine und Pottwale. Zahnwale ernähren sich von Fischen, Kalmaren, Meeressäugern wie Robben und sogar anderen Walen. Delfinzähne sind kegelförmig und recht scharf. Delfine packen und verschlingen ihre Beute in einem Stück. Die meisten Delfine haben zwischen 58 und 94 Zähne, die sich wie bei den anderen Zahnwalen auch regelmäßig erneuern.
Fortpflanzung
Wale und Delfine sind in ihrem Sozialverhalten matriarchalisch geprägt, Männchen und Weibchen pflanzen sich nur in der Paarungszeit fort. Aber nicht allen Männchen ist es gestattet, sich zu paaren und nur die stärksten und dominantesten Walbullen dürfen sich fortpflanzen. Die Paarungszeit variiert je nach Spezies, findet aber meistens in der wärmeren Jahreszeit statt. Das Paarungsverhalten von Walen und Delfinen ist mitunter sehr komplex und oft werden lebenslange Partnerschaften, die auch unter gleichgeschlechtlichen Partnern eingegangen werden, beobachtet. Delfine sind allerdings auch außerhalb der Paarungszeit sexuell aktiv.
Die Schwangerschaft dauert bei den Walen zwischen 9 und 17 Monaten, bei Delfinen dauert sie 10 bis 13 Monate. Fast alle Walarten gebären jeweils nur ein Kalb, genau wie die Delfine und nur wenige Delfinarten haben zwei Kälber. Wale und Delfine säugen ihre Jungen etwa ein Jahr lang und in dieser Periode entsteht eine starke Bindung zwischen der Mutter und ihrem Jungen, die das Überleben der Nachkommen absichert. Delfine entwöhnen ihre Kälber früher als Wale und haben sogar die Tendenz, ihre abgestillten Kälber davonzujagen.
Ernährung
Die kalten Gewässer der arktischen Regionen sind die bevorzugte Heimat der größten Walarten wie dem Buckelwal und dem Blauwal. Bartenwale finden nur in arktischen Gewässern genug Nahrung wie Plankton, Krill und andere kleine Meerestiere. Buckelwale jagen, indem sie ihre Beute mit Luftblasen umzingeln und so die Meerestiere auf einem kleinen Raum konzentrieren.
Einige Delfinarten jagen bevorzugt in Küstennähe, wo sie Fische im flachen Wasser einfacher erbeuten können. Eine andere Jagdmethode besteht daraus, Beute auf Sandbänke zu treiben, um sie dort besser fangen zu können.
Blauwale verschlucken Beute und Wassermassen, die dem anderthalbfachen ihres eigenen Gewichts entsprechen. Wenn die Bedingungen zur Nahrungsaufnahme gut sind, ernähren sie sich fast ununterbrochen. Ein Blauwal kann an einem Tag bis zu zwei Tonnen Nahrung aufnehmen. Ihre Lieblingsspeise ist Krill, garnelenartige Krebstiere, die in Schwärmen in allen Weltmeeren vorkommen. Wenn ein Wal auf einen solchen Schwarm trifft, kann er bis zu 500.000 Kalorien mit einem einzigen Bissen zu sich nehmen.
Echolot
Wale und Delfine benutzen ihre Echoortung zum Jagen, sie entsenden Klickgeräusche ins Wasser und registrieren das Echo ihrer Töne, welches ihnen verrät, wie weit sie von der nächsten Beute entfernt sind. Die Klick- und Pfeifgeräusche des Echolots werden mit dem Atemloch erzeugt. Zetazeen haben sich im Laufe der Evolution an diesen Vorgang angepasst. Der melonenförmige Kopf der Delfine erfüllt denselben Zweck wie die großen Sinushohlräume in den Schädeln der Wale; diese anatomischen Besonderheiten erlauben es den Zetazeen, Entfernungen, Geschwindigkeiten und Richtungen mit großer Genauigkeit wahrzunehmen. Sie erlauben es den Walen und Delfinen ebenfalls, gekonnt untereinander zu kommunizieren.
Sozialverhalten
Wale und Delfine leben in festen Gruppen von 6 bis 15 Tieren, den sogenannten Pods und größere Pods werden auch als ‘Schule’ bezeichnet. Die größten Gruppen bestehen aus bis zu 1000 Tieren. Erwachsene Tiere schwimmen aber auch allein oder paarweise. Sie werden oft dabei beobachtet, wie sich gegenseitig unterrichten, bei der Jagd zusammenarbeiten und sogar trauern. Einige Arten kommunizieren durch melodische Gesänge, während andere durch laute Klickgeräusche miteinander sprechen. Diese Unterwassergeräusche werden manchmal hunderte Kilometer von ihrem Ursprungsort aufgezeichnet. Die fremdartigen Töne scheinen neben der Echoortung auch der Paarung und Identifizierung zu dienen. Durch ihre fortgeschrittene Kommunikationsfähigkeit etablieren Wale und Delfine starke soziale Bindungen. So bleiben Wale und Delfine bei kranken oder verletzen Tieren und helfen ihnen sogar, zum Atmen an die Oberfläche zu schwimmen.
Eigene Rufnamen und Walgesänge
Große Tümmler verwenden einen einzigartigen Pfeifton als Namen und rufen ihre Gefährten und Familienmitglieder, wenn sie getrennt wurden oder unter Bedrohung stehen. Neben dem Menschen sind Delfine die einzige Spezies, bei welcher der Gebrauch von Rufnamen bekannt ist.
Buckelwale erzeugen Klänge in verschiedenen Frequenzbereichen, die als Walgesänge bezeichnet werden. Aufgrund ihrer Struktur können diese Gesänge als Lieder betrachtet werden. Forscher haben darüber hinaus entdeckt, dass diese Lieder sich alle sechs Monate weiterentwickeln, fast so, wie die Mode sich in unserer Kultur ständig verändert.
Lebensraum
Wale und Delfine bevölkern den gesamten Planeten und in jedem der Weltmeere kommt die eine oder andere Spezies vor. Das Verbreitungsgebiet einzelner Walarten kann sich aber auf einen Ozean oder eine Meeresregion begrenzen. Bartenwale dagegen vollziehen ausgedehnte Migrationen von den arktischen Breitengraden in wärmere Gewässer, wo sie sich paaren.
Delfine leben überwiegend in den wärmeren Gewässern nördlich und südlich des Äquators und wagen sich nur auf der Suche nach Nahrung in kühlere Gewässer. Einige Delfinarten leben in Süßwasser, Wale allerdings können in Süßwasser nicht lange überleben.