Wale und Delfine faszinieren den Menschen seit Jahrtausenden; während der Mensch auf dem Festland lebt und fast alle Regionen der Erde nach und nach besiedelte, führen die Zetazeen ein komplexes Dasein in den Ozeanen, und das seit über 50 Millionen Jahren. Die Meeressäuger ähneln dem Menschen mehr als anderen Säugetieren oder Fischen; sie leben in Familienverbänden oder festen Gruppen, die wenige Individuen bis über eintausend Tiere umfassen können. Weibliche Zetazeen unterstützen sich manchmal gegenseitig bei der Geburt ihrer Jungen; sie ziehen das Kalb an der Schwanzflosse, schützen es und vermeiden, wenn möglich Verletzungen. Bei keinem anderen Tier wurden solche Verhaltensweisen beobachtet. Wale und Delfine kommunizieren untereinander mit Pfeiftönen, Grunzlauten und Gesten. Einige Delfine verwenden individuelle Pfeiftöne als Rufnamen und wurden dabei beobachtet, wie sie sich über nicht anwesende Tiere unterhielten. Vermutlich pflegen sie also komplexe Formen der Kommunikation, die wir als ‘tratschten’bezeichnen würden. Delfine helfen einander bei Gefahr oder beim Jagen. Wale und Delfine haben unter allen Meeresbewohnern die am weitesten entwickelten Gehirne. Darüber hinaus haben ihre Gehirne einen großen evolutionären Vorsprung dem menschlichen Gehirn gegenüber, denn der Mensch ist seit deutlich weniger als 10 Millionen Jahren auf der Erde zu Hause. Das komplexe Sozialverhalten der Wale und Delfine ist dem des Menschen wahrscheinlich ebenfalls überlegen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass der Mensch seit jeher eine besondere Faszination für die Meeressäuger hegt.
Ein besonderes Verhältnis zum Menschen
Zu den Walen und Delfinen werden derzeit etwa 86 verschiedene Arten gerechnet, vom kleinen Hector-Delfin, der nur etwa einen Meter misst bis zum gigantischen Blauwal, dem größten Tier der Erde. Einige Arten sind nur sehr unzureichend erforscht, während andere seit Jahrzehnten Gegenstand umfassender Forschungsarbeiten sind. Der Mensch hat auch immer wieder versucht, auf grausame Weise sich die hohe Intelligenz und Lernfähigkeit dieser Tiere zum Nutzen zu machen. Im zweiten Vietnamkrieg verwendete das US-Militär Delfine, um Sprengkörper mit Magneten an feindlichen Schiffen anzubringen und mit Bajonetten versehene ‘Kampfdelfine’ sollten feindliche Taucher erstechen. Während des Golfkrieges kamen die Tiere dann zum Einsatz, um Unterwasserminen aufzuspüren.
Unzählige Legenden und Berichte erzählen von Menschen, die durch Delfine im Meer gerettet oder zumindest unterstützt wurden. Für diesen Altruismus gibt es bis heute keine plausible Erklärung. Natürlich gibt es Fälle, in denen Schwertwale Segelboote versenkten oder Delfine mit der Schnauze oder der Schwanzflosse grob gegen Taucher oder Schnorchler vorgingen und immer kommt es zu Unfällen oder Verletzungen in Aquarien oder Marinezoos. Es gibt aber keine Berichte, in denen die Meeressäuger Menschen aus freien Stücken gezielt getötet haben, auch nicht bei den jährlichen Walfang-Massakern auf den Faroer-Inseln oder Japan.
In der Mythologie wurden die Zetazeen mal als Monster, mal als Retter und mal als gottgleiche Kreaturen dargestellt. Generell assoziierte der Mensch mit Walen und Delfinen aber Eigenschaften wie Weisheit, Stärke und Friedliebigkeit.
Bei den Völkern in den polaren Regionen waren Wale eine wichtige Nahrungsquelle, denn das Klima erlaubte keine Landwirtschaft. In Norwegen ist die Jagd auf Wale seit 4000 Jahren üblich, als aber in der Moderne vielfältige Verwendungen für das aus dem Fettmantel der Meeressäuger gewonnen Walöl entdeckt wurde, begann der kommerzielle Walfang, der die großen Walarten fast komplett auslöschte.
Obwohl Wale und Delfine heute weltweit unter Schutz stehen, wird die Aquarienhaltung einzelner Arten fortgeführt und die traditionellen Walfangnationen Japan, Norwegen und Island jagen weiterhin Zwerg- und Grindwale. Darüber hinaus stellen menschliche Aktivitäten wie Ölbohrungen und der zunehmende Schiffsverkehr auf den Weltmeeren eine stetig wachsende Bedrohung für diese uralten und faszinierenden Kreaturen dar.