Der Fortbestand der Wale und Delfine ist auf der gesamten Welt bedroht und die Aktivitäten des Menschen stellen in vieler Hinsicht den Hauptgrund für diese Bedrohungen dar. Ein spezieller Fall ist das Schicksal des Baiji oder Chinesischen Flussdelfins, eine Art, die im Yangtse-Fluss in China angesiedelt war. Lange Zeit wurde dieser Delfin aufgrund der Wasserverschmutzung und des Fischfangs immer seltener und die offiziellen Behörden blieben tatenlos, bis bei einer Flussinspektion im Jahr 2006 kein einziges Exemplar mehr gefunden wurde. Der Yangtse-Fluss wurde mit Dämmen versehen und verzeichnet einen ständig steigenden Schiffsverkehr; der Chinesische Flussdelfin wurde daher für ausgestorben erklärt.
Bedrohte Arten wie der Maui-Delfin sind aufgrund häufiger Unfälle mit Fischernetzen akut gefährdet. Der Maui-Delfin ist eine Unterart des Hector-Delfins aus der Gegend um Neuseeland und es wird angenommen, dass weniger als 100 Exemplare davon übrig geblieben sind. Der Golftümmler, ein Schweinswal, der im Golf von Kalifornien bei Mexiko heimisch ist, gehört ebenfalls zu den akut vom Aussterben bedrohten Meeressäugern. Insgesamt sind sieben Arten akut gefährdet: der Seiwal, der Blauwal, der Finnwal, der Nördliche Glattwal (Atlantischer Nordkaper), der Pazifische Nordkaper, der Gangesdelfin und der Hector-Delfin. Vom Nordatlantischen Glattwal zum Beispiel gibt es nur noch geschätzte 500 Exemplare. Sechs Arten werden als gefährdet eingestuft und fünf sind beinahe gefährdet. Viele Spezien sind darüber hinaus nur unzureichend erforscht. Die stark gefährdeten Westlichen Grauwale sind durch die Öl- und Gasförderung in ihren Futtergründen auf dem Sachalin-Kontinentalschelf vor Russland bedroht. Von dieser Art existieren wahrscheinlich weniger als 130 Exemplare, darunter wohl nur 26 Weibchen im fortpflanzungsfähigen Alter.
Das 1982 beschlossene internationale Walfang-Moratorium hat bewirkt, dass sich einige Arten, die fernab vom Menschen leben, stabilisieren konnten und dass deren Bestände sogar wieder angewachsen sind, wie etwa der Östliche Grauwal an der Pazifikküste Kanadas, der USA und Mexikos. Es wird geschätzt, dass sich die Buckelwalbestände in der südlichen Hemisphäre auf 25.000 Tiere erholt haben. Vor dem kommerziellen Walfang soll es allerdings mindestens 100.000 Buckelwale in den Meeren südlich des Äquators gegebenen haben. Von einer tatsächlichen ‘Erholung’ kann also nicht wirklich die Rede sein. Wale und Delfine sind darüber hinaus weiterhin durch Gefahren wie Umweltverschmutzung, Klimawandel und die kommerzielle Fischerei gefährdet.
Verlust natürlicher Lebensräume, Fischernetze und kommerzieller Walfang
Flussdelfine teilen ihren Lebensraum mit einem großen Anteil der Weltbevölkerung und sind daher vom Aussterben bedroht. Die Konstruktion von Dämmen, vermehrter Schiffsverkehr und andere Eingriffe zerstören den Lebensraum der Flussdelfine in großem Ausmaß.
Wale und Delfine verfangen sich in Leinen und Fangvorrichtungen der kommerziellen Fischerei. Zurückgelassene Netze sind ebenfalls eine große Gefahr für die Meeressäuger. Die Tiere verheddern sich darin und können zum Luft holen nicht mehr an die Oberfläche auftauchen; sie ertrinken. 8 von 10 Glattwalen zeigen Narben, die aus unfreiwilligen Begegnungen mit Seilen und Fischernetzen resultieren. Die dicken Seile können sich dermaßen fest um die Wale herumwickeln, dass sie an Schnittwunden sterben. Auch zahlreiche Delfinarten sind aus diesem Grund gefährdet.
Einige Arten werden als Nahrungsquelle betrachtet und gezielt gejagt, obwohl in ihrem Fleisch meistens hohe Konzentrationen an giftigen Substanzen wie Quecksilber gefunden werden. Diese Giftstoffe stehen in einem direkten Zusammenhang mit diversen Erkrankungen, wenn sie vom Menschen konsumiert werden. Japan ist der bekannteste Abnehmer von Wal- und Delfinfleisch, aber auch Länder wie Norwegen und Island betreiben weiterhin kommerziellen Walfang. Über 1000 Wale und Delfine kommen so jedes Jahr ums Leben.
Schiffskollisionen und steigende Lärmpegel
Kollisionen mit Schiffen töten immer wieder Wale und Wasserverschmutzung durch Rohöl und andere Substanzen sind eine Bedrohung für die gesamte Meeresfauna. Großschiffe und Rohöl- und Gasförderung im offenen Meer verursachen Unterwasserlärm, der die Tiere orientierungslos oder sogar taub machen kann. Diese Störgeräusche können die Meeressäuger davon abhalten, ihre traditionellen Futter- oder Paarungsgebiete aufzusuchen und die Migrationtsrouten der Wale verändern. Die Tiere sind zum Überleben auf eine effektive Kommunikation angewiesen. Findet ein Wal zum Beispiel einen großen Planktonschwarm, dann ruft er seine Artgenossen. Wegen der lauten Motorgeräusche zahlreicher Schiffe können diese Rufe mitunter aber nicht mehr gehört werden. Laute Unterwassergeräusche haben eine extreme Reichweite und Buckelwale wurden noch in 200 Kilometer Entfernung von einer Lärmquelle dabei beobachtet, wie sie ihr Verhalten änderten. In manchen Fällen führt der Lärm auch zu inneren Blutungen und schließlich zum Tod. Glattwale leiden jüngsten Untersuchungen nach unter anhaltendem Stress und extremer Unterwasserlärm kann hunderte Wale und Delfine mit einem Schlag töten. Schnabelwale reagieren auf störende Unterwassergeräusche wahrscheinlich am empfindlichsten. Unter normalen Umständen können die Tiere sicher bis zu 3 Kilometer tief tauchen. Wenn sie aber durch laute Geräusche gestört werden, können sie fahrlässig werden und vom Tiefendruck getötet werden. Der Lärm begünstigt auch das Stranden von Walen. Über 120 dokumentierte Massenstrandungen von Schnabelwalen wurden mit dem Einsatz von militärischen Hochleistungssonargeräten in Verbindung gebracht.
Modernisierte, leisere Schiffsmotoren könnten in der Zukunft dabei helfen, Wale und Delfine weniger Belastungen auszusetzen. Schätzungen zufolge könnten aber durch eine vermehrte offshore-Ölförderung bis 2035 allein in den USA bis zu 280.000 Arbeitsplätze entstehen und das bedeutet, dass seismische Untersuchungen mit lauten Unterwassersonaren keinesfalls weniger werden dürften. Die Öl- und Gasindustrie behauptet allerdings, dass ihr Vorgehen den Umweltschutzrichtlinien entspricht und dass Wale und Delfine nur dann verletzt werden, wenn sie sich weniger als einen Kilometer von der Lärmquelle entfernt aufhalten.
Klimawandel
Das Licht und die Wärme auf der Erde stammen fast ausschließlich von der Sonne. Was mit der Sonneneinstrahlung geschieht, ob sie aufgenommen oder reflektiert wird, hängt von einer Reihe an Faktoren ab, darunter der Zusammensetzung der Gase in der Erdatmosphäre und der Erdoberfläche. Das Eis an den Polen reflektiert zum Beispiel mehr Sonneneinstrahlung als gepflügte Ackerflächen. Die Erdatmosphäre ist aber entscheidend, um die Effekte der Sonneneinstrahlung abzumildern und auf der Erde Bedingungen zu schaffen, die das Leben wie wir es kennen ermöglichen. Treibhausgase tragen dazu bei, dass die Erde warm bleibt. In den letzten Jahrhunderten aber hat der Mensch die Zusammensetzung der Atmosphäre bereits stark verändert. Die steigenden Mengen an Treibhausgasen haben zur Folge, dass die Erdatmosphäre mehr Wärme als üblich speichert und der Planet sich langsam erwärmt. Die steigenden Temperaturen lassen die Polkappen abtauen, was wiederum dazu führt, dass weniger Sonneneinstrahlung reflektiert wird. Der Klimawandel stellt für Wale und Delfine eine große Bedrohung dar und er geschieht so rasant, dass die Meeressäuger sich an die neuen Lebensbedingungen nicht anpassen können. So ist zum Beispiel der Indische Ozean im Norden durch Landmassen begrenzt und die Meeressäuger können nicht weiter nördlich migrieren, um kühlere Gewässer zu finden. Gleichzeitig leisten Wale einen wichtigen Beitrag, um das Ökosystem Ozean im Gleichgewicht zu halten. Der Verlust von Eismassen in der Arktik und Antarktik bedrohen den Lebensraum und die Nahrungsversorgung der Meeressäuger. Planktonkrebse und andere Kleinstlebewesen, von denen die Bartenwale sich ernähren, verschwinden oder kommen in anderen Regionen und Wassertiefen vor, wenn die Wassertemperaturen, Winde und Meeresströmungen sich verändern. Das bedeutet, dass Arten wie der Blauwal oder der Buckelwal auf der Suche nach Nahrung immer weiter ziehen müssen und weniger Zeit zur Verfügung haben, sich Fettreserven für die Migration in wärmere Gewässer anzufressen. Das aufgrund von Klimaveränderungen geringere Nahrungsvorkommen hat bereits die Fortpflanzungsrate der Nördlichen Glattwale gemindert und es ist zu erwarten, dass ein geringeres Vorkommen an Beutetieren dazu führen wird, dass die Wal- und Delfinbestände sich weiter verringern werden.