Der Wal, das größte Tier auf unserem Planeten

Der Blauwal ist die größte Tierart, die je auf unserem Planeten gelebt hat; Blauwale sind größer als alle bekannten Dinosaurier. Der längste Blauwal, der je gefunden wurde, war 33 Meter lang, also so lang wie eine Boeing 737 und wog geschätzte 150 Tonnen. Allein die Zunge eines Blauwals kann das Gewicht eines Elefanten erreichen und eine ganze Fußballmannschaft hätte darauf Platz. Das Herz eines Blauwals hat die Größe eines Kleinwagens und wiegt bis zu 450 kg. Durch die gewaltige Aorta, die circa 50 Zentimeter im Durchmesser misst, werden täglich 10.000 Liter Blut gepumpt.

Weibliche Blauwale haben eine Tragzeit von 10 bis 12 Monaten. Ein neugeborenes Kalb ist 7,5 Meter groß und wiegt 5 bis 7 Tonnen. Ein Blauwalbaby trinkt 225 Liter extrem fetthaltiger, dickflüssiger Muttermilch (die Milch enthält 40 bis 50% Fett) am Tag und nimmt dabei 3,7 kg in der Stunde zu. Im Alter von 8 Monaten sind Blauwalkälber 15 Meter lang und wiegen 22 Tonnen. Die Mutter und ihr Junges sind über ein Jahr lang unzertrennlich und erst mit 10 bis 15 Jahren sind junge Blauwale ausgewachsen. Im Durchschnitt werden Blauwale 110 Jahre alt.

Meister im Tauchen

Ein Cuvier-Schnabelwal wurde dabei beobachtet, wie er über zwei Stunden lang in einer Tiefe von 3 Kilometern tauchte. Pottwale sind ebenfalls Meister im Tauchen. Ausgewachsene Tiere können fast zwei Stunden lang unter Wasser bleiben und bis zu 2 Kilometer tief tauchen. Pottwale ernähren sich am liebsten von Tintenfischen, die in großen Wassertiefen vorkommen können, daher tauchen Pottwale extrem tief. Warum genau die Pottwale so tief tauchen können, ist allerdings nicht vollkommen bekannt. Von allen Lebewesen auf der Erde haben Pottwale das größte Gehirn und in ihrem Schädel befindet sich eine ölige Flüssigkeit, das Walrat (oder Walöl), welches im Mittelalter für Sperma gehalten wurde. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Walrat, welches sich bei niedrigen Temperaturen zu einem Wachs verhärtet, den Pottwalen mit dem Auftrieb hilft. Menschen jedenfalls können nur bis zu einer Tiefe von 40 Metern tauchen und benötigen selbst dann Aufenthalte in einer Dekompressionskammer.

Pottwals

Das Gehirn eines Pottwals wiegt 9 kg

Walspeck und Barten

Der Grönlandwal, welcher ausschließlich in den kalten Gewässern der Arktik lebt, verfügt unter den Walen über die dickste Speckschicht. Diese kann bis zu 70 Zentimeter dick werden. Grönlandwale haben auch die längsten Barten. Mit den kammähnlichen Hornstrukturen, die aus dem Oberkiefer wachsen, filtern sie ihre Nahrung aus dem Meerwasser. Die Barten der Grönlandwale erreichen eine Länge von bis zu 5 Metern. Darüber hinaus sind Grönlandwale extrem widerstandsfähig. Sie sind die Säugetiere mit der größten Lebenserwartung, die Tiere können ganze 200 Jahre alt werden.

Walschwanz

Grönlandwale haben die längste Lebensspanne aller Säugetiere

Hoden, Zähne, Urin – alles eine Nummer größer

Der Südliche Glattwal (Südkaper) ist mit den größten Hoden im gesamten Tierreich ausgestattet. Jedes Paar Hoden wiegt ungefähr eine Tonne.

Männliche Narwale (Einhornwale) haben nur zwei Eckzähne, die in ihrem Oberkiefer sitzen. Der linke Zahn bricht dabei wie ein Horn durch die Lippe des Narwals und kann bis zu 3 Meter lang werden. Die Zähne der Narwale werden von tausenden von Nerven durchzogen und dienen vermutlich als Sinnesorgan. In Europa wurden die Stoßzähne der Narwale in der Vergangenheit gerne als Einhornhörner vermarktet.

Der Finnwal ist ein enger Verwandter des Blauwals und hat ein Blasenvolumen von 20 Litern. Er produziert etwa 970 Liter Urin am Tag. Die Nieren von Walen sowie auch von Delfinen sind, anders als bei den meisten Säugetieren in viele, kleinere Einzelnieren segmentiert, was die Gesamtoberfläche der Nieren vergrößert und dabei hilft, mit dem Meerwasser aufgenommenes Salz wieder auszuscheiden.

Die Gesänge der Wale

Der Weißwal (Belugawal) wird auch als Kanarienvogel der Meere bezeichnet, denn die Töne, die er erzeugt ähneln denen von Vogelstimmen. Belugawale in Gefangenschaft wurden auch schon dabei beobachtet, wie sie menschliche Geräusche imitierten.

Pottwale erzeugen die lautesten Geräusche. Die lautesten Töne wurden mit 230 Dezibel gemessen, eine Flugzeugturbine erreicht nur etwa 140 Dezibel. Blauwale können ebenfalls sehr laut werden. Ihre Rufe erreichen 188 Dezibel und sind über hunderte von Kilometern im Wasser hörbar.

Männliche Buckelwale singen hochkomplexe Lieder und erzeugen lange, variationsreiche und gespenstisch schöne Melodien mit sich wiederholenden Sequenzen aus Quietschtönen, lautem Grunzen und anderen Geräuschen. Ihre Gesänge haben den weitesten Frequenzbereich unter den Walen, sie erstrecken sich von 20 bis 9.000 Hertz. Die Buckelwalmännchen singen nur, wenn sie sich in wärmeren Gewässern befinden und erzeugen die Töne wahrscheinlich zu Paarungszwecken. In kalten Gewässern erzeugen sie tiefere Ächzer und Stöhngeräusche, die wahrscheinlich dazu dienen, große Schwärme von Krill per Echolot ausfindig zu machen.

Belugawale

Weiß- oder Belugawale erzeugen komplizierte Töne

Walmigrationen

Buckelwale suchen im Sommer in den nährstoffreichen Gewässern der Arktik und Antarktik nach Futter und schwimmen in der Paarungszeit im Winter und zur Geburt ihrer Jungen bis zur Dominikanischen Republik bzw. bis zu den Küsten Kolumbiens und Panamas. Damit absolvieren sie unter allen Säugetieren die längste bekannte Migration. Obwohl Buckelwale bis zu 8 Kilometer pro Stunde schnell schwimmen können, legen sie während ihrer langen Reise oft nur 1,5 Kilometer pro Stunde zurück. Da die Jahreszeiten nördlich und südlich des Äquators umgekehrt sind, treffen die Buckelwale der nördlichen Hemisphäre wahrscheinlich nie mit den Buckelwalpopulationen der südlichen Hemisphäre zusammen.

Grauwale folgen einer ähnlichen Migrationsroute, in den Sommermonaten halten sie sich in den kühlen Gewässern des Nordpazifiks auf. Von Oktober bis Februar wandern sie Richtung Süden bis zu ihren Paarungsgewässern vor der kalifornischen Halbinsel an der Westküste Mexikos. Von Februar bis Juli wandern die Grauwale wieder Richtung Norden, hinauf bis zu den Küsten Alaskas.

Blauwale verbringen den Sommer ebenfalls in den kalten Gewässern der Arktik und Antarktik. Wenn sie sich auf ihre viermonatige Wanderung begeben, nehmen sie fast überhaupt keine Nahrung zu sich und zehren von ihren Fettreserven. Schwangere Weibchen bringen ihre Jungen in wärmeren Gewässern zur Welt, weil diese noch nicht über eine ausreichend dicke Speckschicht verfügen, um in den kalten Gewässern des äußersten Nordens und äußersten Südens bestehen zu können.

Südliche Glattwale halten sich im Winter und Frühling zum Paaren und Kalben in den küstennahen Gewässern um Südafrika, Chile, Argentinien, Australien und Neuseeland auf. Im antarktischen Sommer ziehen die Südlichen Glattwale in die nährstoffreichen Gewässer der Antarktis bis an die Grenzen des Packeises.

Buckelwalweibchen

Buckelwalweibchen und Kalb

Wale und das ökologische Gleichgewicht

Innerhalb des komplizierten Ökosystems der Ozeane helfen Wale, das Nahrungsangebot zu regulieren, indem sie die Nahrungskette im Gleichgewicht halten und verhindern, dass bestimme Tierarten die Ozeane überbevölkern. Ein einzelner Blauwal zum Beispiel kann pro Tag 40 Millionen Planktonkrebse verschlingen. Würde der Blauwal aussterben, dann hätte das verheerende Konsequenzen für das Ökosystem. Sobald eine Tierart, die in der Nahrungskette eine wichtige Stellung einnimmt, verschwindet, vermehren sich andere Tierarten immer stärker. Zuerst hat es den Anschein, dass die anderen Tierarten vom Verschwinden eines Räubers profitieren würden. Mit der Zeit aber vermehren sich diese Tierarten so stark, dass sie den Fortbestand ihrer eigenen Nahrungsquellen bedrohen und so das Ökosystem weiter schädigen.

Skelett eines Blauwals

Skelett eines Blauwals

Sogar die Exkremente von Walen scheinen für die Umwelt eine wichtige Rolle zu spielen, da sie Kohlenstoff in die Atmosphäre freisetzen. Studien haben gezeigt, dass die Nährstoffe in Pottwalexkrementen das Wachstum von Phytoplankton fördern, welches Kohlendioxid aus der Atmosphäre filtert und damit die Luftqualität für alle Lebewesen verbessert.

Walexkremente fördern also das Wachstum von Phytoplankton, welches schädliche Treibhausgase bekämpft und darüber hinaus auch eine wichtige Nahrungsquelle für weitere Meeresbewohner darstellt. Wale gewährleisten damit indirekt den Fortbestand zahlreicher Tierarten und halten die Nahrungskette stabil, denn viele Fische ernähren sich von Phytoplankton und diese Fische ernähren wiederum viele andere Fische, Säugetiere, Vögel und Reptilien.

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