Wale und Delfine in der Gefangenschaft

Weltweit werden tausende Wale und Delfine in Marinezoos und Delfinarien gehalten. In diesem wenig nachhaltigen Geschäft werden immer wieder wilde Tiere gefangen, um die frühzeitig in Aquarien verendeten Tiere zu ersetzen. Wale und Delfine werden ihrer Freiheit beraubt und in einer unnatürlichen Umgebung darauf abgerichtet, unnatürliche Verhaltensweisen (sogenannte Kunststücke) vorzuführen, mit Menschen zu schwimmen und sich streicheln zu lassen. Die Tiere werden auch zu Forschungszwecken in Aquarien gehalten und das US-Militär unterhält seit den 1960er Jahren ein Programm mit Meeressäugern zu militärischen Zwecken, hauptsächlich zum Aufspüren von Unterwasserminen. Die Delfine und Seelöwen der US-Navy werden aber zunehmend durch Drohnen ersetzt.

Delfin in Aquarium

Delfin in Aquarium

Kein Vergleich zum natürlichen Lebensraum

In freier Wildbahn leben Große Tümmler in einem mindestens 125 Quadratkilometer großem Gebiet. Schwertwale tauchen bis zu 250 Meter tief und legen im Ozean bis zu 150 Kilometer am Tag zurück. Zetazeen bleiben fast immer in Bewegung und verbringen nur etwa ein Fünftel ihrer Zeit an der Wasseroberfläche. Die Anlagen in Marinezoos und Delfinparks lassen sich mit der riesigen, natürlichen Umgebung der Wale und Delfine einfach nicht vergleichen und selbst die größten Aquarien stellen von ihrer Größe her nur einen winzigen Bruchteil des natürlichen Lebensraums der Meeressäuger dar. Wenn ihnen ein angemessener Lebensraum versagt wird, entwickeln alle große Karnivoren oft Verhaltensauffälligkeiten und Krankheiten.

Aquarien benötigen oft Nachschub

Die Anzahl der Delfine, die in Gefangenschaft geboren werden reicht nicht aus, um die verendeten Tiere zu ersetzen. Delfine in Gefangenschaft sterben oft frühzeitig, sie haben nur selten Nachkommen und leiden oft an körperlichen oder psychischen Störungen. Zetazeen werden daher in freier Wildbahn gefangen und dann an Delfinarien oder Zoos verkauft. Die Fang- und Transportmethoden können extrem grausam sein und manchmal sterben die Tiere vor Schock oder sie erliegen Verletzungen. Auch versehentlich ins Netz gegangene und gestrandete Tiere werden manchmal an Delfinarien verkauft.

Delfine

Delfine werden im Meer gefangen

Fragwürdige Praktiken im Namen des Unterhaltungswertes

Für die Tiere bedeutet das Leben in einem Aquarium wahrscheinlich nicht anderes als ein frustrierendes Dasein im Gefängnis, das sie hinter dicken Glasscheiben mit ihren Leidensgenossen verbringen müssen. Manchmal legen die Tiere ein aggressives Verhalten an den Tag, weil sie auf extrem engen Raum ausharren müssen. Die Wildtiere können nicht jagen, sondern sind auf die Fütterungen und Belohnungshappen ihrer Betreuer angewiesen und werden oft darauf trainiert, für einen Happen Fisch fragwürdige ‘Kunststücke’ zu vollführen, um dafür von hunderten Zuschauern am Tag bejubelt zu werden. Verhaltensauffällige oder aggressive Tiere werden meistens mit psychotropen Substanzen ruhiggestellt. Delfinarien zu errichten und die darin gefangenen Tiere so lange wie möglich am Leben zu halten ist extrem kostspielig, aber die Einnahmen der Zoos und Marineparks scheinen diesen Aufwand zu rechtfertigen.

Junger Schwertwal

Junger Schwertwal in Gefangenschaft

Abgeknickte Rückenflossen, Verletzungen, Psychosen

Schwertwale in Gefangenschaft haben merkwürdigerweise nicht selten eine traurig anmutende, abgeknickte Rückenflosse. Bei wild lebenden Schwertwalen ragt die Finne jedoch fast immer majestätisch in die Höhe und nur etwa 1% der wilden Schwertwale hat eine  abgeknickte Finne. Der Grund für diese Anomalie ist höchstwahrscheinlich der Bewegungsmangel im Aquarium. Die hochintelligenten Tiere langweilen sich schnell in ihren Meerwassergehegen. Da sie auf engem Raum leben, können die Tiere sich nicht zurückziehen und leiden folglich unter Stress. Viele Delfine und Schwertwale verletzen sich gegenseitig, was in der Natur nur sehr selten vorkommt. Obwohl Schwertwale fleischfressende Jäger sind und in der Natur andere Tiere töten, um zu überleben, werden sie nur in Gefangenschaft zum buchstäblichen ‘Killerwal’. Wale und Delfine sind sehr weit entwickelte, raffinierte Lebewesen und ihre Gehirne sind größer als das menschliche Gehirn. Es ist also kaum verwunderlich, dass sie in Gefangenschaft Symptome zeigen, die denen einer Psychose gleichen. Einige typische Verhaltensweisen verrückt gewordener Meeressäuger sind das ununterbrochene Im-Kreis-Schwimmen, wiederholtes Aus-Dem-Wasser-Rutschen und die bewegungslose ‘Totenstarre’ auf dem Boden des Aquariums.

Schwertwal

Typischer Anblick: ein Schwertwal mit abgeknickter Rückenflosse

Oft kauen die gefangenen Delfine an Gitterstangen oder Ähnlichem herum und verletzen sich so die Zähne. Das Ergebnis sind oft abgebrochene Zähne, die eine Wurzelbehandlung erfordern.

Eingesperrte Delfine und Schwertwale stoßen sich auch wiederholt gegen die Betonwände ihrer Aquarien und erbrechen ungewöhnlich oft ihre Nahrung.

Einige Forscher glauben, dass das Leben in Gefangenschaft dazu führt, dass die Hirnmasse der Tiere schrumpft. Durch die fehlende mentale Stimulierung bilden sich die für die Kommunikation zuständigen Hirnregionen zurück.

Selbstmord

Tiere wurden dabei beobachtet, wie sie absichtlich aus ihren Aquarien hinaus ins Trockene sprangen oder wie sie ungenießbare Steine verschluckten; als ob sie zu dem Schluss gekommen wären, dass ein Leben im Wassertank nicht lebenswert wäre. Es gibt zahlreiche Berichte von Suizidversuchen bei Delfinen in der Gefangenschaft. In manchen Fällen verschließen die Tiere einfach ihr Atemloch und warten, bis sie ersticken. Vielleicht tun sie das, weil sie sich in einem Aquarium nicht stranden lassen können. Der Tod durch ersticken scheint die bevorzugte Methode der Delfine zu sein, um aus dem Leben zu scheiden und in der freien Natur tun sie dies eventuell, indem sie stranden. Obwohl ein solches Verhalten noch nicht beobachtet worden ist, bleibt nicht ausgeschlossen, dass es nicht auch in der Natur vorkommt. Viele Forscher sind sich inzwischen einig, dass Wale und Delfine über die kognitiven Fähigkeiten verfügen, um über die Zukunft nachzudenken.        Wenn Delfine und Schwertwale sich langweilen, lassen sie sich auch einfach bewegungslos auf dem Wasser treiben. In Gefangenschaft verbringen sie daher sehr viel mehr Zeit als üblich an der Wasseroberfläche. Im berühmten SeaWorld-Marinepark in Orlando verendete ein Schwertwal, nachdem er von Schwärmen von Moskitos gestochen worden war und sich dabei einen Krankheitserreger eingefangen hatte.

Delphin mit Menschen

Gefangene Tiere sterben meistens früh.

Erfolgt endlich ein Umdenken?

Depressionen, aggressives Verhalten, Zahnprobleme und Selbstverstümmelung sind alles offensichtliche Anzeichen dafür, dass es absolut nicht artgerecht ist, Wale und Delfine in Aquarien zu halten. Laut einer Studie aus dem Jahre 1995 lag die Sterblichkeitsrate bei in Gefangenschaft lebenden Delfinen um das zweieinhalbfache höher als bei ihren wild lebenden Artgenossen. Leider hat sich seit dem an den Lebensbedingungen gefangener Zetazeen nicht viel geändert. Schwertwale können in Freiheit 80 bis 90 Jahre alt werden, in der Gefangenschaft haben nur zwei Schwertwalweibchen ein Alter von 40 Jahren erreicht und keines der Männchen ist bisher über 35 Jahre alt geworden. Delfine können normalerweise 40 bis 50 Jahre alt werden, in Gefangenschaft werden sie aber nur selten älter als 15. Immerhin gibt es nationale wie auch internationale Bestrebungen, die Aquarienhaltung von Delfinen und Schwertwalen zu verbieten. 2014 unterzeichneten 120 Länder eine UN-Konvention, die das Fangen von wild lebenden Walen und Delfinen für Zoos und Marineparks in Zukunft unter Strafe stellen soll. Frankreich hat 2017 die ‘Neuanschaffung’ von Delfinen und Schwertwalen für Aquarien und Delfinshows erfreulicherweise gesetzlich verboten und auch die Zucht von neuen Delfinen ist dort untersagt. Bereits 2016 hatten die SeaWorld-Marineparks in den USA angekündigt, keine neuen Schwertwale mehr in ihr Programm aufzunehmen, nachdem die Haltungsbedingungen dort massiv kritisiert worden waren.

Delphin in einem Aquarium

Aquarien sind alles andere als artgerecht

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